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Irina Scherbakowa: Die Hände meines Vaters. Eine russische Familiengeschichte
23. November 2019, 18:00
Bild: Irina Scherbakowa
Die russische Journalistin und Historikerin Irina Scherbakowa befasst sich seit Langem mit der Aufarbeitung des Stalinismus. Sie ist Mitbegründerin der Organisation „Memorial“ für historische Aufklärung und Menschenrechte. Scherbakowas Buch „Die Hände meines Vaters“ ist die Geschichte ihrer Familie – vom 19. Jahrhundert bis zum Ukraine-Konflikt.
Scherbakowa beschreibt die Geschichte einer jüdischen, aber fast völlig assimilierten Familie in einem Land, in dem die Vereinigung von Macht, Willkür und Unterdrückung zum kulturellen Selbstverständnis gehören. Die komplizierten historischen Verhältnisse und Ereignisse werden im Hintergrund persönlicher Erlebnisse geschildert. Der familiäre Blick der Autorin sorgt dafür, dass ihre Beschreibungen nie distanziert oder gar abstrakt wirken. Ihr Vater überlebte den Zweiten Weltkrieg wie durch ein Wunder, verlor aber mehrere Finger. Der Buchtitel, „Die Hände meines Vaters“, sollte jedoch nicht als individuelle Beschreibung verstanden werden. Vielmehr geht es darum, wie die
Menschen in der Sowjetunion insgesamt eine Epoche der Verletzungen und Ermordungen durchlitten. Somit ist das Buch ein wichtiges Werk über die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung Russlands, das dem Leser vor Augen führt, unter welchen Bedingungen seit über 100 Jahren die Menschen in dem Riesenreich leben und wie unberechenbar es vielleicht immer noch ist.