Andrey Zvyagintsev, “Leviathan”, Russland 2014, 137 min, OmU
In einer kleinen Stadt auf der Kola-Halbinsel im nordwestlichen Russland kämpft ein Mann als arktischer Hiob zwischen ausgebleichten Walgerippen gegen seinen von einer korrupten Verwaltung und Justiz beschlossenen Untergang. Vor den eisgrauen Wellen der Barentssee entwirft Zvyagintsev ein meisterlich verdichtetes Epos, das Politparabel, Melodram und schwarze Satire in einem sein kann, ohne je das eine an das andere zu verraten. Behördenwillkür, Alkohol, Waffen, die neue Macht der Popen und smarte Advokaten aus Moskau mit eigener Agenda – sie unterfüttern die russische Gesellschaft unter Wladimir Putin auch hier noch, am Rande der Zivilisation.
„Leviathan“ gewann als erster russischer Film seit Jahrzehnten einen Golden Globe und war als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert. In Russland stieß der Film auf heftige Kritik und Ablehnung und Andrey Zvyagintsev wurde als Vaterlandsbeschmutzer beschimpft.
Einführung: Daria Kuzmenko