Vortrags- und Diskussionsreihe
Der Vortrag ordnet die Verständigung zwischen Deutschland und der Sowjetunion in den Prozess der Suche nach einer tragfähigen Nachkriegsordnung ein, die in den Augen der meisten Beteiligten auf den Pariser Friedenskonferenzen nicht geschaffen worden war. Bis Mitte der 1920er Jahre wurden in Europa verschiedene Anläufe unternommen, die Ergebnisse des Krieges abzuwandeln. Sie reichten von dem Versuch der militärischen Grenzrevision in Ostmitteleuropa über die robuste Finanzdiplomatie der USA und den britischen Plan eines Friedens durch Prosperität bis hin zur französischen Rheinlandbesetzung und schließlich der westeuropäischen Verständigungspolitik. Der Vertrag von Rapallo fügt sich einerseits in diesen Suchprozess ein. Andererseits kam ihm eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur, weil sich hier eine im Westen gefürchtete Allianz der Kriegsverlierer abzeichnete, sondern auch, weil er das Problem aufwarf, wie sich der weltrevolutionär-kommunistische Sowjetstaat in die internationale Ordnung einbeziehen ließ – und ob er dies überhaupt wollte.
Jan Eckel ist seit 2021 Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Freiburg; Promotion (2004) und Habilitation (2013)
ebendort. Professuren für Internationale Geschichte und Zeitgeschichte an den Universitäten Köln und Tübingen (2015-2021). Forschung vor allem zur Geschichte der internationalen Politik seit dem späten 19. Jahrhundert, der Geschichte der Menschenrechte und der Wissenschaftsgeschichte. Zuletzt erschien The Ambivalence of Good. Human Rights in International Politics since the 1940s (Oxford University Press).
Der Vortrag wird gestreamt unter:
https://uni-freiburg.cloud.panopto.eu/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=36866f04-1310-4f78-8c3f-ae5f00d0d2d3
Den Flyer finden Sie hier