Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bedeutet nicht nur eine „Zeitenwende“ und unfassbares Leid für die Menschen, sondern er spitzt jahrhundertelang diskutierte Fragen zu: Was ist eigentlich Europa und wo endet es? Gehört Russland zu Europa oder ist es ein Gegenentwurf zu Europa, gar dessen prinzipieller Antagonist? Oder kann umgekehrt von Russland aus eine ‚Rettung‘ der ‚westlichen‘ Welt erfolgen, wie etwa Dostoevskij, aber auch manch westliche Denker meinten? Oder orientiert sich Russland selbst nicht vielmehr seit Jahrhunderten an (West-)Europa? Ist Russland nicht in einem solchem Maße von westlicher Kultur beeinflusst, dass man dort gerade in jüngster Zeit glaubt, in höchst aggressiver Weise um seine ‚eigene Identität‘ringen zu müssen?
Prof. Dr. Elisabeth Cheauré ist Professorin für Slavische Philologie (Literaturwissenschaft) und Gender Studies an der Albert-
Ludwigs-Universität Freiburg. Außerdem ist sie Sprecherin des Graduiertenkollegs 1956 „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘“ sowie Vorsitzende des Zwetajewa-Zentrums an der Universität Freiburg.
Eintritt frei