Prof. Dr. Rolf-Dieter Kluge, Emeritus der Universitäten Tübingen und Warschau sowie Vorsitzender der Deutschen Tschechow-Gesellschaft e.V., ist international ausgewiesener Kultur- und Literaturwissenschaftler mit Forschungsschwerpunkt im 19. und 20. Jahrhundert und hat u.a. eine Monographie über Turgenjew verfasst. Sein Vortrag wird einen Gesamtüberblick über Turgenjew und dessen Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche vor dem Hintergrund der aktuell schwierigen Beziehungen des Westens mit Russland geben.
Iwan Turgenjew (1818-1883) zählt neben Leo Tolstoj und Fjodor Dostojewski zu den bedeutendsten russischen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. Seine Werke waren auch in Deutschland Bestseller und haben die deutsche und die russische Kultur einander nähergebracht. Allein Turgenjews schriftliche Korrespondenz auf Russisch, Deutsch und Französisch umfasste über 500 Adressaten, darunter waren so berühmte Namen wie Theodor Storm, Berthold Auerbach, Gustave Flaubert, Guy de Maupassant, George Sand oder Johannes Brahms und Anton G. Rubinstein. Mit vielen verband ihn jahrelange Bekanntschaften, die seine kulturelle Vermittlerrolle zwischen den Ländern Europas beförderte. Trotz der sich entwickelnden Nationalismen pflegte er einen grenzüberschreitenden Dialog, der heute das erstrebte Vorbild europäischer Gemeinsamkeit darstellt.