Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine steht im direkten Zusammenhang mit dem Zerfall des sowjetischen Imperiums, der vor 35 Jahren im Baltikum und im Kaukasus eine nicht mehr zu kontrollierende Eigendynamik entwickelte. Aber auch der Konflikt um Berg-Karabach, die politische Polarisierung Georgiens oder das neue Selbstbewusstsein der zentralasiatischen Republiken lassen sich ohne einen kritischen Blick auf das Ende der Sowjetunion nicht verstehen.
Die Ringvorlesung des Historischen Seminars beschäftigt sich mit der transformativen Epoche zwischen Glasnost/ Perestroika und nationaler Unabhängigkeit in den (häufig als „peripher“ wahrgenommenen) Randregionen der Sowjetunion.
Die Vorträge von Kolleginnen und Kollegen thematisieren die komplexen und unterschiedlichen Prozesse in der Ukraine, Georgien, Armenien, dem Baltikum, Tadschikistan, Kirgisistan, Tschetschenien sowie Russland. Die tiefgreifenden Umbrüche der Epoche von Glasnost/Perestroika werden vor allem durch die Perspektiven auf Nationalismus, Dekolonisierung und Identität aufgeschlüsselt.