Mary Shelleys berühmter Roman Frankenstein stand im Zeichen des „Arktisfiebers“ im postnapoleonischen Großbritannien, als Dutzende von Expeditionen aufbrachen, um die Nordwestpassage zu öffnen oder den Nordpol zu erreichen. Im „langen“ 19. Jahrhundert war die nördlichste Region des Globus in die Rivalität zwischen den Großmächten um Einfluss und Prestige verwickelt.
Der russische Beitrag zu diesem globalen Wettbewerb ist wenig erforscht. Er beginnt in den späten 1790er Jahren in Archangelsk, wohin sich auch Frankenstein begab. Dort träumte der reichste Kaufmann der Stadt, Wilhelm Brandt, von einem Handelsimperium, das Amerika und Ostasien durch die Nordostpassage nördlich von Sibirien verbinden sollte.
Prof. Dr. Andreas Renner arbeitet am Lehrstuhl für Russland-Asien-Studien an der Ludwig-Maximilians- Universität München u.a. zum russischen Nationalismus. Publikation: Nordostpassage. Geschichte eines Seewegs (2024).